26. Karl

 

Die Kneipe ist ja meistens ein Ort für Gelächter und Frohsinn. Aber ein einziges Mal habe ich erlebt, dass alle zusammen getrauert haben. Das passierte, als Karl Laebe kurz nach seinem 21. Geburtstag starb.

 

Karl war ein junger Mann, der von allen sehr bewundert wurde. Er war nicht nur bei seinen Freunden, sondern bei Alt und Jung beliebt, und kam mit allen gut aus. Er war Spielführer der ersten Fußballmannschaft und nicht nur in sportlicher Hinsicht für viele ein Vorbild. Beim Fußballtraining brach er nach einem Kopfball zusammen. Der sofort herbeigerufene Dr. Bayer wies ihn nach Rheinbach ins Krankenhaus ein. Zuerst ging man davon aus, dass er nur eine Gehirnerschütterung habe und wieder auf dem Weg der Besserung sei. Aber dann kam der große Schock für alle – er starb an einem geplatzten Aneurysma.

 

Das einzige Wort, das die Situation in der Wirtschaft beschreibt ist wohl „kollektive Trauer“. Ohne Worte kamen alle überein, dass dies keine Zeit für Spaß und Musik  war. Tagelang betätigte niemand die Musicbox, die sonst keine fünf Minuten Ruhe hatte. Alle waren wie gelähmt. Erst nach und nach legte sich dieser Schockzustand  und man ging, wie es wohl auch sein muss, zum normalen Leben über.