28. Königsblau
Außer der Kneipe und seinen drei Enkeltöchtern hat mein Vater noch eine große Liebe, das sind die „Königsblauen“ , der 1.FC Schalke 04. Schon seit er ein kleiner Junge war schlägt sein Herz für
diesen Fußballclub. Frau Laebe hat mir erzählt, dass während des Krieges jemand aus Schalke in der Kneipe „einquartiert“ war, und mein Vater sei ihm nicht von der Seite gewichen. Heute zittert er
jeden Samstag am Radio mit. Er tut zwar immer betont desinteressiert, aber oft läuft sowohl im Wohnzimmer als auch im Fernsehzimmer die Übertragung der Spiele, damit er möglichst alle Berichte
mithören kann. Und wenn die Schalker gewinnen freut er sich riesig, wenn er es auch nicht zugibt.
Als Schalke Pokalsieger wurde, gab es sogar Freibier für alle. Mein Vater ließ sich etwas Besonderes einfallen. Unser Bäckermeister Ille musste blaue Lebensmittelfarbe besorgen und es gab den
ganzen Tag nur blaues Bier – Schalke-Bier. Alle Gäste haben es mit Todesverachtung getrunken.