33. „Palm Beach“

 

Eine ganz besondere Stellung in der Rangordnung der Kneipenbesucher nehmen die Palmersheimer ein. An ihnen hat mein Vater aus unerklärlichen Gründen einen Narren gefressen, obwohl er das nie zugeben würde. Diese armen Menschen haben in Palmersheim keine Kneipe – ich glaube das ist einmalig, ein Dorf ohne Kneipe. Jedenfalls hat mein Vater sie sozusagen adoptiert (oder ist es umgekehrt?), und wenn die Palmersheimer erwartet werden, ob Handballverein oder Skatclub, dann ist alles in Hab-acht-Stellung. Dann werden Stühle gerückt um Platz zu schaffen, die Küchenfrauen müssen Überstunden machen und mein Vater spielt Taxichauffeur, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Spielersitzungen ihres  Handballclubs halten sie am liebsten im „Mafia-Zimmer“ ab. Das ist das ehemalige Wohnzimmer in der leerstehenden Wohnung, die zur Kneipe gehört. Dann müssen die armen Kellnerinnen mit den Getränken und Tellern die schmale Treppe hinauf – und hinunterlaufen, aber da oben sitzt man ja so schön ungestört.

Annelie hat die „Palm Beach-Phobie“ schon übernommen, aber für alle anderen ist das immer wieder ein willkommener Grund zum Frotzeln.